Zur Erklärung „Fiducia supplicans” (Das flehende Vertrauen)

Ursprünglicher kroatischer Text, veröffentlicht am 9. Januar 2024

Die Erklärung Fiducia supplicans über die pastorale Sinngebung von Segnungen wurde vom Dikasterium für Glaubenslehre am 18. Dezember 2023 veröffentlicht. Das ist die erste Erklärung diesen Amtes nach der Erklärung Dominus Iesus über die Einzigkeit und die Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche vom 6. August 2000.

Segen des Schöpfers

Wie war das am Anfang?

»Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: ‘Seid fruchtbar und vermehrt euch, bevölkert die Erde, unterwerft sie euch!’« (Gen 1,27-28).

Aus diesem biblischen Satz lässt sich dieser Akt und diese Absicht Gottes erkennen:

Erstens, Gott schuf am Anfang den Menschen bzw. Mann und Frau als sein Abbild, indem er ihre Seelen mit Verstand und mit freiem Willen zierte.

Zweitens, er segnete sie als ein sich ergänzendes Ehepaar mit einem bestimmten Lebenszweck.

Drittens, dieser Zweck ist Fruchtbarkeit, Vermehrung der Menschen, Bevölkerung und Unterwerfung der Erde im Bewusstsein, dass es Gottes Erde ist.

Viertens, alles, was diesem schöpferischen Plan widerspricht, ist nicht das Abbild Gottes, hat keinen Zweck und Sinn Gottes und deswegen auch nicht den Segen Gottes. 

Was geschah im Laufe der Zeit?

Sodomismus

Der Name kommt von Sodom, mit dem Gomorra verbunden ist, die Nachbarstädte, wo sich heute das Tote Meer befindet, gelegen zwischen Israel, Palästina und Jordanien. Diese Städte sind ein Beispiel für sexuelle Perversion, die Sodomie genannt wird. Die Bibel beschreibt ihre Bosheit und ihre Zerstörung durch den feurigen Schwefelregen anhand der Geschichte von Abrahams Neffen Lot und seiner Familie: Frau und zwei Töchtern, wie er mit der Flut bereits alle Menschen dieser Zeit in diesem Teil der Welt mit Ausnahme des gerechten Noah „vom Erdboden ausgelöscht“ hatte, weil jeder Gedanke im Kopf des Menschen „nur böse“ war (Gen 6,5), und wie er die Stadt Babel den Menschen zerstörte, die arrogant mit dem Turm bis zum Himmel wollten (Gen 11,8).

Altes Testament

Sodomismus gilt als eine gottlose Schande = nefandum flagitium, wie die Moraltheologie es nennt. Warum? Weil Sodom jede Art von Sünde gegen die menschliche Natur zuließ, wie Gott sie schuf, erließ und segnete.

Gemäß den mündlichen und schriftlichen Überlieferungen, die zur Endredaktion des Pentateuch Moses führten, lesen wir im Buch Genesis: „Die Leute von Sodom waren sehr böse und sündigten schwer gegen den Herrn“ (13,13). Worin genau die Sünde der Sodomiten bestand, wird hier nicht beschrieben, aber aus dieser Formulierung: „sehr böse“ kann man offensichtlich schließen, dass es keine Sünden gibt, die sie nicht gegen Gesetz Gottes und Ordnung bzw. gegen die menschliche Natur oder den gesunden Menschenverstand als Werk Gottes begangen haben. Es ist, als ob es genügt, „Sodom“ zu sagen und man weiß sofort, was los ist.

Im selben Buch Genesis sagt Gott, der mit zwei Engeln in Menschengestalt erscheint, zu Abraham: „Das Klagegeschrei über Sodom und Gomorra, ja, das ist laut geworden, und ihre Sünde, ja, die ist schwer.“ (18,20). Es ist noch nicht genau geklärt, was die Sünde von Sodom „schwer“ machte. Ab der Zahl fünfzig wagt Abraham es, bei Gott für die Sodomiten Fürsprache einzulegen. Und jedes Mal verspricht ihm Gott, Sodom nicht zu zerstören, wenn es so viele Einwohner gibt, die nicht mit der sodomitischen Sünde infiziert sind. Wenn Abraham unter 10 gegangen wäre, hätte der Herr wahrscheinlich barmherzig auf Abrahams Bitte reagiert, um des Freundes Abrahams willen. Aber es waren nicht einmal zehn, nur Lots vierköpfige Familie.

Im Buch Genesis Kapitel 19 wird das konkrete Verbrechen und Bestrafung von Sodom aufgezeigt. Als die beiden erwähnten Engel vor Sodom kamen, fanden sie Lot am Eingang der Stadt. Er beherbergerte sie in seinem Haus. Inzwischen

»umstellten die Einwohner der Stadt das Haus, die Männer von Sodom, Jung und Alt, alles Volk von breit und weit. Sie riefen nach Lot und fragten ihn: ‘Wo sind die Männer, die heute Abend zu dir gekommen sind? Heraus mit ihnen, wir wollen mit ihnen verkehren?’« (Gen 19,4-5).

Hier wird ausdrücklich von der sündigen Praxis der Sodomiten gesprochen, dass Männer auf körperlich unnatürliche Weise mit Männern sündigen. Die Sodomiten würden in ihren sodomitischen Perversionen sogar zwei Engel Gottes missbrauchen.

Der Levitische Kodex aus dem 13. Jahrhundert vor Christi verbietet streng:

»Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel« (18,22).

Das gleiche alttestamentliche jüdische Gesetz schreibt etwas weiter vor:

»Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen« (Lev 20,13).

Und hier ist die Strafe für die Einwohner von Sodom. Nachdem Lot gerettet wurde,

»ließ der Herr auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen, und vernichtete von Grund auf jene Städte und die ganze Gegend, auch alle Einwohner der Städte und alles, was auf den Feldern wuchs« (Gen 19,24-25).

Die Sünde gegen die menschliche Natur, gezeigt in den vier genannten Stellen, besteht darin:

– dass die Einwohner von Sodom „sehr böse“ sind, dass sie „sündigten gegen den Herrn“, dh. gegen seine Schöpfung, moralische Ordnung und Gesetz;

– dass ihre Sünde „schwer“ ist, dh. unerträglich, vernichtet sowohl die Seele als auch den Körper;

– dass eine solche Sünde ein wahrer „Gräuel“ ist, dh. ein trostloser Gräuel im Bereich des Lebens; und

– dass eine solche Sünde eine „Gräueltat“ ist, die die Todesstrafe verdient, überdies sind alle Einwohner von Sodom und Gomorra getötet. Wie wenn ein von einer Epidemie infizierter Mensch stirbt, alle seine Kleider und sein Haus verbrannt werden!

»Die Weisung des Herrn ist vollkommen, sie erquickt den Menschen. Das Gesetz des Herrn ist verlässlich, den Unwissenden macht es weise« (Ps 19,8). Und die Gesetzlosigkeit des Menschen schwächt die Seele und macht den Unwissenden irre!

Es geht also um die schrecklichen Verbrechen gegen die menschliche Natur, die Gott schuf, segnete und ordnete so, um beachtet und bedient zu werden, und nicht gegen sie zu verstoßen. Gott schuf Mann und Frau, gab ihnen natürliche Fähigkeit, als komplementäre Wesen Kinder zu erzeugen und zu erziehen, um das Leben auf der Erde zu erhalten. Die Menschen aber stellten im Laufe der Zeit Gottes Ordnung auf den Kopf und legten selbst fest, dass Mann mit Mann und Frau mit Frau sündigen und Gottes schöpferische Planungsaufgabe und den damit verbundenen Segen annullieren. Gott hat angeordnet, dass eine Frau gebären und als Mutter ihre Kinder liebevoll erziehen soll, aber manche Menschen haben Gottes Ordnung auf den Kopf gestellt und lehren, dass es so wenige Geburten wie möglich geben soll oder dass sie selbst eugenisch bestimmen werden, wie viele geboren werden und welche die richtigen sind. 

Neues Testament

Der Herr Jesus spricht in seiner Antrittspredigt in Galiläa seine ersten Worte: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15). Die Grundbotschaft Jesu lautet: Umkehr von allem verderblichen Übel und vollkommener Glaube an das rettende Evangelium! Das ist die frohe Botschaft Jesu.

Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Römer über die gegen die Natur gerichteten Leidenschaften sowohl unter den Männern als auch unter den Frauen:

»Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung« (Röm 1,26-27).

Der Apostel erklärt inspiriert, dass „Knabenschänder“ das Reich Gottes nicht erben werden:

»Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben« (1 Kor 6,9-10).

Paulus fügt in die gleiche Liste in Anbetracht Verletzung der Ordnung Gottes sowohl „Knabenschänder“ als auch „Räuber“ ein! Diese „Knabenschänder“ schänden nicht nur Knaben.

Der Apostel verwendet an diesen beiden Stellen die schärfsten Ausdrücke für diese Misshandlungen von Männern und Frauen: dass sie den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen vertauschten. Weder Perverse noch Sodomiten haben Gottes Segen, sie werden vielmehr nicht das Reich Gottes erben. Gibt es eine höhere Strafe?

Patristische Ära

Zahlreiche heilige Väter verweisen in ihren Kommentaren zu den genannten Bibeltexten auf die Bosheit von Sodom und ihre Strafen. Hier nur zwei Beispiele:

Tertullian sagt: »Die übrigen wahnsinnigen Lüste aber, die sowohl gegen die Leiber als gegen die Geschlechter in widernatürlicher Weise freveln, die halten wir nicht bloß von der Schwelle der Kirche fern, sondern von ihrem ganzen Hause, weil sie nicht mehr Verbrechen, sondern Ungeheuerlichkeiten sind.«[1]

Augustinus sagt ähnlich: »Darum sind die Schandtaten, die wider die Natur sind, immer und überall zu verabscheuen und zu bestrafen als solche, die denen Sodoms gleichkommen. Begingen alle Völker solche, so würden sie nach dem göttlichen Gesetze derselben Strafe verfallen, da sie nicht dazu geschaffen sind, um auf solche Weise Missbrauch zu üben.«[2]

Einige Lehren und Interpretationen

Jesuiten im 17. Jahrhundert. Im Jahr 1612 verurteilte der Generaloberer der Gesellschaft Jesu, Claudio Acquaviva (1543-1615), der 1581 zum General des Ordens gewählt wurde und 34 Jahre bis zu seinem Tode als Oberhaupt diente, die moralische Haltung, nach der ein leichtes Vergnügen an absichtlich angestrebten sexuellen Wünschen keine Todsünde sei. Er verpflichtete die Jesuiten unter Androhung der Exkommunikation dazu, nicht nur die Lehre zu befolgen, sondern er erlegte ihnen auch die Verpflichtung auf, die Namen derjenigen Jesuiten preiszugeben, die sogar gegen den Geist des Dekrets verstoßen haben.[3] Es wurde die Entscheidung besiegelt, dass keine Sünde gegen das Sechste und Neunte Gebot eine leichte oder bedeutungslose Angelegenheit sei – parvitas materiae, insbesondere nicht auf dem Gebiet der Sodomie. Es fällt auf, dass diese strenge Haltung auf kein anderes Gebot Gottes zutraf. 

Das Zweite Vatikanische Konzil enthält in keinem Dokument explizit die Worte: Homosexualität oder Gleichgeschlechtigkeit. 

Persona humana, die Erklärung zu einigen Fragen der Sexualethik aus 1975, Kongregation für die Glaubenslehre, unterzeichnet von Präfekt Kardinal Franjo Šeper und Sekretär des Erzbischofs Jerome Hammer, zuvor „genehmigt und bestätigt“ von Papst Paul VI., sagt:

»Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind die homosexuellen Beziehungen Handlungen, die ihrer wesentlichen und unerlässlichen Regelung beraubt sind. Sie werden in der Heiligen Schrift als schwere Verirrungen verurteilt und als traurige Folge einer Zurückweisung Gottes dargestellt«.[4]

Wenn der Mensch Gesetz Gottes nicht hält, ist er dazu verurteilt, das menschliche widerrechtliche Gesetz einzuhalten. 

Katechismus der Katholischen Kirche, 1992, mit der Apostolischen Konstitution Fidei depositum des Papstes Johannes Paul II., unter der Leitung des Präfektes der Kongregation für die Glaubenslehre Kardinal Joseph Ratzinger, gibt an, dass zu den fünf himmelschreienden Sünden auch die „sodomische Sünde“ gehört.[5] Der Katechismus spricht an mehreren Stellen von der Homosexualität, meist mit folgenden Bezeichnungen:

dass homosexuelle Handlungen in sich nicht ungeordnet sind;[6]

dass sie schwere Sünden sind;[7]

dass sich homosexuelle Menschen, deren Neigung objektiv ungeordnet ist, durch ihr Streben, den Kampf, das Gebet, die sakramentale Gnade der christlichen Vollkommenheit annähern können,[8] und dass die Kirche in diesem Sinne ihnen helfen soll, um sie aus dem sündigen Zustand zu befreien.

Veritatis splendor, 1993, Enzyklika von Papst Johannes Paul II. erwähnt nur einmal den Begriff der Homosexualität:

»Aufgrund einer naturalistischen Auffassung des Sexualaktes wären Empfängnisverhütung, direkte Sterilisierung, Autoerotik, voreheliche Beziehungen, homosexuelle Beziehungen und künstliche Befruchtung als sittlich unzulässig verurteilt worden«.[9]

Das „naturalistische“ Konzept ist jenes seltsame theologische Verständnis, nach dem einigen veränderlichen menschlichen Verhaltensweisen ein unveränderlicher Charakter zugeschrieben wird. Das lehrt die Katholische Kirche, so einige „katholische“ Theologen, heißt es in der Enzyklika! „Sie sagen, dass der Mensch als rationales Wesen den Sinn seines Verhaltens nicht nur frei bestimmen kann, sondern auch frei bestimmen soll“. Man sollte sich selbst als moralischen Maßstab betrachten! Unabhängig von Gottes Gesetz. 

Quaesitum – Responsum. Auf die Frage: „Hat die Kirche die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen?“ gibt die Kongregation für die Glaubenslehre 2021 die Antwort, unterzeichnet von Präfekt Kardinal Luis Ladaria, Jesuit, und Sekretär des Erzbischofs Giacomo Morandi, zur Veröffentlichung von Papst Franziskus genehmigt, die diese traditionelle Wahrheit verkündet:

»Die Kirche verfügt weder über die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen, noch kann sie über diese Vollmacht verfügen«.[10]

Die Definition ist verständlich und unbestreitbar, sie bedarf keiner neuen Klarstellungen und kein Responsum, es sei denn, die Begriffe „Vollmacht“, „Segen“ und „Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts“ bedeuten etwas völlig anderes.

Belgische Bischöfe praktizieren seit Jahren manche „Segnungen“ homosexueller Gemeinschaften, berichtete Bischof von Antwerpen Johann Bony, Delegierter bei der 5. Synodalversammlung des Synodalen Weges, die vom 9. bis 11. März 2023 in Frankfurt stattgefunden hat. Der Bischof sagte, dass die belgischen Bischöfe im vergangenen Jahr vom 21. bis 26. November 2022 zu einem offiziellen Besuch im Vatikan waren, und dass der Papst ihnen in einer Audienz am 25. November zugestimmt habe, „homosexuelle Paare zu segnen“, wenn alle Bischöfe damit einverstanden seien. Alle 11 belgischen Bischöfe stimmen dem zu, berichtet Antwerpener Prälat, nur haben die französischsprechenden Bischöfe dieselbe Texte auf Französisch und nicht auf Flämisch.[11]

Fiducia supplicans, 2023. Hier sind wir bei der Erklärung zur pastoralen Bedeutung von Segnungen, die ohne Rücksprache mit den Kardinälen und Bischöfen, die Mitglieder des Dikasteriums sind, vom neuen Präfekt des Amtes für die Glaubenslehre Kardinal Victor Manuel Fernandez zusammengefasst wurde, mitunterzeichnet von Sekretär Msgr. Armando Matteo, man hat sie nach Ex audientia bei Papst Franziskus am 18. Dezember veröffentlicht.

Im streng liturgischen Sinne erfordert der Segen, dass das, was gesegnet wird, im Einklang mit dem Willen Gottes steht, wie der in der Lehre der Kirche zum Ausdruck kommt.[12] Bevor er zum Vater aufsteigt, erhob Herr Jesu seine Hände und segnete die Jünger. Und während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. Die Jünger kehrten nach Jerusalem zurück und sie waren immer im Tempel und priesen Gott (Vgl. Lk 24,50-53). Hier gibt Jesus den Aposteln im absteigenden Sinne seinen göttlichen Segen und die Apostel im aufsteigenden Sinne segnen Gott bzw. loben ihn, danken ihm für sein ganzes Erlösungswerk.[13]

Unter Punkt III von Nummern 31 bis 41 spricht die Erklärung über „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“. Die Erklärung versucht in jeder Hinsicht, den Unterschied zwischen der sakramentalen Segnung eines Ehepaares, die der kirchlichen Formel und Zeremonie folgt, und der „Segnung“ eines irregulären oder gleichgeschlechtlichen „Paares“, die keiner Formel oder Zeremonie folgt, hervorzuheben. Mit anderen Worten: Eine „pastorale“, informelle, unformulierte, nichtrituelle, spontane, zufällige, nebensächliche, vorübergehende „Segnung“ unterscheidet sich von einer „liturgischen“, sakramentalen, rituellen, formulierten, vorgeschriebenen Segnung. Der Schlüssel zum Thema ist insofern zweideutig, als solchen irregulären „Paaren“ und gleichgeschlechtlichen „Paaren“ eine „Segnung“ in einem „kirchlichen“ Kontext und von einem „kirchlich“ geweihten Amtsträgern zuteil wird. Der Begriff „Paar“ wird so erwähnt, als handele es sich um ein legales „Paar“, auch wenn man nur zwei Kreuzzeichen auf zwei Personen macht. Die gleichen Wörter „Segnung“, „geweihte Amtsträger“ werden zwei verschiedenen Realitäten und mit unterschiedlichen Bedeutungen zugeschrieben.

Wir alle wissen, dass es in keinem Lebensbereich mehr Zweideutigkeit, vielfältige Anspielungen, mehrdeutige Wortspiele, bewusste Eingriffe, doppelte Maßstäbe, vielschichtige Begriffe, Doppelbotschaften geben kann als im Bereich der Sexualität, also der Sechsten und Neunten Gebote Gottes. Und dies in Gesprächen, Medien, im Film, in Karikaturen. Ernsthafte Evangelisten haben keine zweideutige Witze über Jesus niedergeschrieben, und es kann davon ausgegangen werden, dass es einige von korrupten Pharisäern und Sadduzäern gab. Warum müssen wir Verwirrung stiften und gleichzeitig sagen: Hier herrscht Verwirrung, auf Verwirrung bitte achten. Wir betonen nur den Gedanken aus der Erklärung: 

»Deshalb sollte man die Segnung von Paaren, die sich in einer irregulären Situation befinden, weder fördern noch ein Ritual dafür vorsehen, aber man sollte auch nicht die Nähe der Kirche zu jeder Situation verhindern oder verbieten, in der die Hilfe Gottes durch einen einfachen Segen gesucht wird. In dem kurzen Gebet, das diesem spontanen Segen vorausgehen kann, könnte der geweihte Amtsträger um Frieden, Gesundheit, einen Geist der Geduld, des Dialogs und der gegenseitigen Hilfe für sie bitten, aber auch Gottes Licht und Kraft, um seinen Willen voll erfüllen zu können«.[14]

Versuchen wir, den angegebenen Punkt zergliedern:

Erstens, alles ist in eine konditionale Form gebracht, keineswegs verbindlich.

Zweitens, es sollte in irregulären Situationen ein „Ritual der Segnung von Paaren“ weder anbieten noch diese fördern. Hier wird noch eine größere Unverbindlichkeit und zugleich Widersprüchlichkeit in der Formulierung „Ritual der Segnung von Paaren“ hervorgehoben. Dieser Widerspruch nimmt zu.

Drittens, es sollte die Nähe der Kirche durch einen geweihten Amtsträger weder verhindert noch verboten werden, um Frieden, Gesundheit, einen Geist der Geduld, des Dialogs und der „gegenseitigen Hilfe“ für sie zu bitten.

Viertens, zu bitten auch um Gottes Licht und Kraft, damit diese „Paaren“ Gottes Willen voll erfüllen und dass man sie als Individuen mit einer „spontanen Segnunug“ von ein paar Sekunden begleitet, und dass sie reuelos und unbekehrt in einem ehebrecherischen und sodomischen „Paar“ und Gesetzlosigkeit bleiben.

Ein vernünftiger Gläubiger wundert sich: wenn alles eine konditionale Form hat und wenn die Kirche den „Ritual“ der „Segnung“ solcher „Paare“ weder fördern noch nicht fördern sollte, noch sollte der Kirche die Nähe verhindert oder verboten werden, und zwar durch einen „geweihten“ Amtsträger, wie können wir hoffen, dass diese „Paare“ in irregulären Situationen anhaltenden Ehebruchs oder anhaltender gleichgeschlechtlicher Beziehungen den Willen Gottes voll erfüllen, ohne dass es irgendwelche Bedingungen und ein Zeichen ihrer Reue und ihres Ausstieges aus widernatürlicher Gesetzlosigkeit und Sünde gibt?

Unter der Nummer 41. sagt die Erklärung, dass über die genannten Hinweise keine weiteren Antworten über mögliche Art und Weisen zur Normierung von Details oder praktischen Aspekten in Bezug auf Segnungen dieser Art vom Dikasterium für die Religionslehre erwartet werden sollten.

Als jedoch zwei Wochen vergingen und eine Unmenge an Erklärungen einzelner Bischofskonferenzen und anderer kirchlicher Organisationen einsetzte, wurde die Notwendigkeit einer besonderen Pressemitteilung deutlich.

Pressemitteilung über die Rezipierung der Erklärung Fiducia supplicans, 2024. Das Dikasterium führt hier die Praxis der Erläuterung seiner Erklärung mit einem neuen Dokument, der Pressemitteilung vom 4. Januar 2024 ein bzw. 16 Tage nach der Erklärung entwickelt eine Katechese zur pastoralen Segnung irregulärer und gleichgeschlechtlicher Paare. Warum? Denn

– eine gewisse Anzahl von Bischofskonferenzen auf der Welt weigerten sich, jede auf ihre Weise, die pastorale „Segnung“ ehebrecherischer und homosexueller „Paare“ anzunehmen;

– eine noch größere Anzahl von Kardinälen und Bischöfen kritisierten, jeder auf seine Weise, vernünftig und moralisch einzelne Punkte der Deklaration;

– eine beträchtliche Anzahl von einzelnen Priestern, Ordensleuten, Laien, jeder auf seine Weise, distanzierten sich von der Erklärung, und

– mehrere katholische Verbände erklärten, dass sie einer solchen Erklärung nicht zustimmten.[15] Aus all den oben genannten Kritikpunkten ergibt sich eine unauslöschliche Frage: Wem passt es, wenn diese Art von Verwirrung in der Kirche Gottes mit ihrer bereits seit zwei Jahrtausend herrschenden Klarheit der Lehre zugelassen wird? Wenn dieses Schisma mit der Einheit der Kirche vermischt ist? Häresie mit dem Glauben? Mit gesunder biblischer und traditioneller Nahrung jene unnötige (Junkfood)?

Aus der Pressemitteilung des Dikasteriums ist der Gedanke zum Inhalt und Zeitpunkt von „Segnungen“ hervorzuheben:

»In diesem Fall kann der Priester ein einfaches Gebet wie das folgende sprechen: „Herr, schaue auf diese deine Kinder, gib ihnen Gesundheit, Arbeit, Frieden und gegenseitige Hilfe. Befreie sie von allem, was deinem Evangelium widerspricht, und gib ihnen, dass sie nach deinem Willen leben. Amen“. Und er schließt mit dem Kreuzzeichen über einen jeden von ihnen. – Es ist eine Angelegenheit von 10 oder 15 Sekunden. Ist es sinnvoll, diesen beiden Menschen, die darum bitten, diese Art von Segen zu verweigern?«[16] fragt sich Kardinal Präfekt gemeinsam mit dem Sekretär, diesmal ohne Ex audientia.

Bedeutet das:

Erstens, wenn ein stabiles „sodomisches Paar“ vor den Priester tritt und ihn vertrauensvoll (fiduciâ supplicans) um die „Segnung“ bittet, und der Priester das oben formulierte Gebet über jeden von Homosexuellen betet, um sich gegenseitig zu helfen und damit Jesus sie von allem, was dem Evangelium widerspricht, befreit und damit sie nach Willen Gottes leben, und sie weiterhin hartnäckig als ein „sodomisches Paar“ leben?

Zweitens, wenn der Priester das Kreuzzeichen oder „Segnung“ einzeln über die Homosexuelle macht, die widernatürliche Sünde nicht als Sünde anerkennen und somit ohne Reue und ohne Bekehrung gegen den Heiligen Geist sündigen, ist er der allgemeinen Meinung ausgesetzt, dass er die sündige gleichgeschlechtliche Gemeinschaft „segnet“?

Drittens, wenn der Priester alles schnell erledigt, in 10-15 Sekunden nach der genannten Gebetformel, kann man solch eine spontane „Segnung“, die keine Segnung ist und doch eine Segnung für Einzelne, die in einem widernatürlichen Zustand der Sünde leben, ist, leugnen? Alle Empfehlungen der Pressemitteilung basieren auf dem Widerspruchsprinzip, denn immer, von der Schöpfung über die Erlösung bis zum gegenwärtigen Zustand, wurde so eine einfache und spontane „Segnung“ eines irregulären ehebrecherischen „Paares“ und gleichgeschlechtlichen „Paares“ als lästerlich angesehen, ein sündiger Gegenangriff auf Gottes Segnung für das geschaffene Ehepaar, Mann und Frau (Gen 1,28), um Kinder zu bekommen und sich gegenseitig im Leben zu helfen.

Schlussfolgerung

Pastor aeternus, dogmatische Konstitution über die Kirche Christi des Ersten Vatikanischen Konzils aus 1870 bestimmt genau das Amt der Nachfolger Petri:

»Den Nachfolgern des Petrus wurde der Heilige Geist nämlich nicht verheißen, damit sie durch seine Offenbarung eine neue Lehre ans Licht brächten, sondern damit sie mit seinem Beistand die durch die Apostel überlieferte Offenbarung bzw. die Hinterlassenschaft des Glaubens [depositum fidei] heilig bewahrten und getreu auslegten«.[17]

Deshalb glauben wird, dass der Bischof von Rom, der Hohepriester, den Gedanken vor Augen hat, den der Herr Jesus beim Letzten Abendmahl zu Petrus sagte – und in Petrus an seine Nachfolger – Petrus, ich habe aber für dich gebeten, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrst hast, dann stärke deine Brüder! (Lk 22,32). Im Glauben, in der Wahrheit und in der Liebe.

Wir glauben, dass der Heilige Vater Jesus mehr liebt als andere, wie der Herr es von Petrus verlangt und erwartet (Joh 21,15-17), sowie von seinen Nachfolgern. Und gleichzeitig befiehlt der auferstandene Jesus jedes Mal, seine Lämmer und Schafe zu weiden, also der Hirte der Herde Jesu zu sein.

Wir glauben, dass der Heilige Vater sowohl die Erklärung vom 18. Dezember 2023 als auch die Pressemitteilung vom 4. Januar 2024 entmachten kann, Dokumente, für die in den letzten drei Wochen auf weltkirchlicher Ebene sowohl juristisch als auch liturgisch sowohl moralisch als auch dogmatisch überzeugend nachgewiesen wurde, dass sie von der Unklarheit, Zweideutigkeit und Widersprüchlichkeit geprägt sind, was nie ein Lehrmerkmal der Katholischen Kirche war.

Wir glauben, dass der Heilige Vater durch das Wirken des Heiligen Geistes einen Weg finden wird, die „durch die Apostel überlieferte Offenbarung bzw. die Hinterlassenschaft des Glaubens heilig zu bewahren und getreu auszulegen“, und die genannten Dokumente entschieden abzuwerten, denn „am Anfang war es nicht so“ (Mt 19,8) noch in der gesamten Geschichte der Katholischen Kirche bis zum 21. Jahrhundert, zweideutige Dokumente, durchdrungen durch ein Spiel zwischen natürlicher gesetzlicher Ehe und irregulärer „Paare“ und widernatürlicher Gemeinschaft gleichgeschlechtlicher Personen. Das Wort Apostels lautet: „Gott lässt keinen Spott mit sich treiben“ (Gal 6,7).


Kroatisches Original
englische Übersetzung
französische Übersetzung
italienische Übersetzung


[1] Tertullian (o. 155 – o. 220), christlicher Schreiber, De Pudicitia – Über die Aufforderung zur Keuschheit, 4: Reliquas autem libidinum furias impias et in corpora et in sexus ultra iura naturae non modo limine, verum omni ecclesiae tecto submovemus, quia non sunt delicta, sed monstra.

[2] Hl. Augustinus (354-430), Kirchenlehrer, Confessiones – Bekenntnisse, III,8,15: Itaque flagitia quae sunt contra naturam, ubique ac semper detestanda atque punienda sunt, qualia Sodomitarum fuerunt. Quae si omnes gentes facerent, eodem criminis reatu divina lege tenerentur, quae non sic fecit homines ut se illo uterentur modo.

[3] Patrick Boyle (1932-2022), amerikanischer Jesuit, Parvitas Materiae in Sexto in Contemporary Catholic Thought (Lanham, University Press of America, 1987), S. 14-16. Der Dekret des Generals bezog sich zwar auf den Jesuitenorden, wirkte sich jedoch über die Jesuitenprofessoren auf einen breiteren Kreis von Gläubigen aus.

[4] Kongregation für die Glaubenslehre, Persona humana – Die menschliche Person, Erklärung, 29. Dezember 1975, Nr. 8, Die gesamte Nummer 8 ist dem Thema Homosexualität gewidmet, das siebenmal erwähnt wird:
https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_19751229_persona-humana_it.html

[5] Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1867. Andere himmelschreiende Sünden: das Blut Abels; das Klagen des in Ägypten unterdrückten Volkes; das Klagen Fremder, Witwen und Waisen; der Lohn der Arbeitern vorenthalten wird.

[6] KKK, Nr. 2357.

[7] KKK, Nr. 2396.

[8] KKK, Nr. 2358-2359.

[9] Johannes Paul II., Veritatis splendor – Der Glanz der Wahrheit, Enzyklika an alle Bischöfe der Katholischen Kirche, 6. August 1993, Nr. 47.

[10] Kongregation für die Glaubenslehre, Responsum – Antwort, 22. Februar 2021 veröffentlicht am 15. März 2021
https://press.vatican.va/content/salastampa/it/bollettino/pubblico/2021/03/15/0157/00330.html#ita

[11] Weitere Links sehen: https://lanuovabq.it/it/benedizioni-gay-i-vescovi-si-ribellano-e-guerra-delle-pastorali

[12] Dikasterium für die Glaubenslehre, Fiducia supplicans [FS] – Das flehende Vertrauen, Erklärung, 18. Dezember 2023, Nr. 9. Die Erklärung hat 45 Zahlen, 31 Notizen, 20 davon beziehen sich auf die Lehren des Papstes Franziskus. 
https://press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2023/12/18/231218b.html

[13] FS, Nr. 18.

[14] FS, Nr. 38.

[15] https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_opponents_of_Fiducia_supplicans

[16] Pressemitteilung über die Rezipierung der Erklärung Fiducia supplicans, Nr. 5
https://www.vaticannews.va/hr/vatikan/news/2024-01/dikasterij-nauk-vjere-fiducia-supplicans-kardinal-fernandez.html

[17] DS, Nr. 3070. Neque enim Petri successoribus Spiritus Sanctus promissus est, ut eo revelante novam doctrinam patefacerent, sed ut, eo assistente, traditam per Apostolos revelationem seu fidei depositum sancte custodirent et fideliter exponerent.